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Spiel, Spielen, Therapie

Anja Kayser / Egon Kayser

Spiel, Spielen, Therapie - Eine Theorie des Spielens und ihre Anwendung auf das Spiel        in der Ergotherapie

Schulz-Kirchner-Verlag, Idstein 2001

ISBN 978-3-8248-0417-7

87 Seiten

 

 

Wer sich in der Begleitung von Menschen mit dem Spielen beschäftigt, wird nicht daran vorbeikommen, sich mit dem zu beschäftigen, was die Ergotherapeutin Anja Kayser und der Psychologe Egon Kayser mit dem Buch "Spiel, Spielen, Therapie" bereits geleistet haben. Sie haben das Spielen theoretisch begründet und dies mit einer beeindruckenden Gründlichkeit. Natürlich fällt es schwer, sich zu orientieren in der Fülle von historischen und gegenwärtigen Spieltheorien. Doch sind Anja und Egon Kayser bemüht, für das ergotherapeutische Arbeiten einen roten Faden hinzulegen.

Entscheidend ist eine Positionierung der beiden Autoren hinsichtlich des Spielverständnisses. Sie erklären das Spielen "als Interaktion zwischen Person und Situation" und unterstreichen, "dass wir vom eigentlichen Spielen nur sprechen wollen, wenn die Person innerlich an dieser Situation beteiligt ist". Was dies konkret heißen kann, veranschaulichen die beiden Autoren. Noch deutlicher formulieren sie, welche Anforderungen an die begleitenden Menschen gestellt werden. Wörtlich: "..., dass wir uns mit den am Spiel beteiligten Fähigkeiten und den durch das Spiel gegebenen Anforderungen zu befassen haben, was Kinder betrifft, auch mit der Entwicklung dieser Fähigkeiten bzw. der Anforderungen, die sie in Situationen wahrnehmen und im Spiel auf sich einwirken lassen."

Anja und Egon Kayser legen den Fokus stark auf Kinder. Doch gilt das Gesagte in jedem Fall auch für die Arbeit mit Erwachsenen. Eigentlich beschreiben sie mit dem näheren Blick auf die Ergotherapie, was in vielen Bereichen der Begleitung Erwachsener vernachlässigt wird. Auch wenn sie Aspekte des Komischen und Humorvollen in ihrer Arbeit vernachlässigen, so gehören viele Ideen weiterentwickelt. Wenn sie beispielsweise schreiben, dass es sinnvoll sei, innere Motive von den Funktionen zu unterscheiden, die Spielen für die kindliche Entwicklung habe.

"Sensomotorische und kognitive Entwicklung", "Spiel und Spracherwerb" sowie "sozioemotionale und Persönlichkeitsentwicklung" sind Themen, die Anja und Egon Kayser ansprechen. Es stellt sich die Frage nach der Übertragbarkeit ihrer Gedanken in andere Handlungsfelder. So eröffnet das Buch "Spiel, Spielen, Therapie" zahlreiche Phantasieräume, die für die konkrete Arbeit genutzt werden können. Dass das Spielerische Entwicklungen ermöglicht, ist auch in der Humorbewegung eine wichtige Erfahrung. Es gilt vor Ort, dies aber immer auch nutzen - zum Wohle der Menschen.

Und so wie das Spielen im Spannungsbogen zwischen Gewohntem und Riskantem angesiedelt werden muss, so hat der humorvoll agierende Begleiter immer auch sein Handeln zu reflektieren - beispielsweise auf dem Hintergrund der Kayserschen Ideen. Was die beiden Autoren etwas vernachlässigen, dies ist die Frage, inwieweit das Spiel nicht nur Abbild alltäglichen Lebens gelten kann, sondern auch Erprobungsräume für soziales Lernen und Leben anbietet. Dem guten Charakter des Buchs "Spiel, Spielen, Therapie" tut dies jedoch keinen Abbruch.

Christoph Müller