Aprilscherz

Forscher: «Mit Aprilscherzen wollen wir Selbstwertgefühl stärken»

Tuttlingen
(dpa) - Ob von langer Hand geplant oder ganz spontan: Am 1. April schicken sich Arbeitskollegen, Schulkameraden und Familienangehörige wieder gegenseitig in den April. Wenn der Streichgelingt, ist die Freude groß: «Mit dem Aprilscherz wollen wir unser eigenes Selbstwertgefühl stärken», erklärte der Tuttlinger Humorforscher Michael Titze in einem Gespräch mit der Deutschen
Presse-Agentur dpa. «Wir suchen nach gutgläubigen Menschen, die auf unsere Scherze reinfallen und uns somit bestätigen, dass sie weniger kompetent sind als wir selbst.»

Es handle sich um die sogenannte hämische Schadenfreude, die ein «psychodynamisches Relikt» der Kindheit sei: «Ältere Kinder brauchenden Beweis, dass es weniger schlaue Kinder gibt», erläuterte Titze.

Besonders in Zeiten, in denen der Druck und die Unsicherheit für den Einzelnen besonders groß seien, habe die hämische Schadenfreude Hochkonjunktur. So hätten die Menschen unter dem 30-jährigen Krieg gelitten, als der Aprilscherz im 17. Jahrhundert erstmals als Massenphänomen auftrat. Heute, in Zeiten der Globalisierung und der Wirtschaftskrise, sei der Bedarf nach Stabilisierung des Selbstwertgefühls und nach Entlastung besonders groß.