Wir können auch anders
Gabriela Köster
Wir können auch anders - Humor und sein Potential für die christliche Predigt
Neukircher Verlag, Neukirchen-Vluyn 2009
ISBN 978-3-7887-2393-4
372 Seiten
Die frohe Botschaft zu verkünden, ist der Auftrag der christlichen Kirchen. Nicht jeder evangelischen Pfarrerin oder jedem katholischen Priester scheint dies zu gelingen. Die evangelische Theologin Gabriela Köster scheint zur Gruppe derjenigen zu gehören, denen der optimistische Aspekt der christlichen Botschaft am Herzen liegt. Das Buch "Wir können auch anders", das die Studienleiterin an der Evangelischen Stadtakademie Düsseldorf auch als Dissertation vorgelegt hat, unterstreicht dies.
Das Buch "Wir können auch anders" hat vor allem die Predigt im Blick. Und wie es sich für eine theologische Dissertation gehört, ist ein grosser Teil des Buchs von Predigtanalysen geprägt. Entscheidend sind insbesondere für die theologischen Praktiker die grundsätzlichen Aussagen und Grundhaltungen von Gabriela Köster. In ihrer Arbeit geht es darum, den Ernst des Lebens zu überwinden und die Freude am Leben den Menschen auf den alltäglichen Weg mitzugeben.
"Humor ist eine Möglichkeit, den Hiatus zwischen sündigem, profanen Menschen und der Heiligkeit Gottes zu überwinden und in der Heiligkeit den Ermöglichungsgrunde zur Heiligung und des "Von-Gott-schön-geliebt-werden" des Menschen zu sehen. Humor als "Signal der Transzendenz" hat das Potential, einen momentweisen Vorgeschmack auf das Paradies der kommenden Welt, des Reiches Gottes zu vermitteln", schreibt sie. Gabriela Köster ist es aber wichtig, die Parallelen zwischen dem Glauben und dem Humor zu veranschaulichen. So schreibt sie vor allem auch: "Für die christliche Predigt bedeutet dies, dass der Humor sich einerseits als relativierende, sich mit der eigenen Unvollkommenheit abfindende Perspektive auf die Welt in die Rezeptionsgewohnheioten heutiger Hörerinnen einfügt, andererseits liegt das Potential des Humors aber nicht in erster Linie auf der funktionalen Ebene, sondern hat seinen tieferen Grund in seinen strukturellen Analogien mit dem Glauben. Sowohl Humor als auch der Glaube sind Ambivalenzphänomene."
Erfrischend wirken die Ideen, wenn Gabriela Köster ihre Kolleginnen und Kollegen im Verkündigungsdienst zum humorvollen Predigen ermutigt. Sie ermuntert zum "Mut zur Unvollkommenheit", "um das Wagnis, neue und kühne Metaphern zu finden für die pluralen Glaubenserfahrungen, die sie und ihre Hörer machen". Sie führt die Argumentation weiter: "Predigt soll ein Weg in die Freude sein, wobei die Freude eine angemessene Antwort auf die Gnade ist ..."
Methodisch arbeitet Gabriela Köster ganz sauber. Sie arbeitet auf die Ermunterung zu. Sie macht grundsätzliche Aussagen zur Predigt in der Gegenwart. Sie sagt Grundlegendes zum Humor in der Gegenwart. Sie sucht nach Parallelen zum Komischen, zur Spontaneität, zum Paradox und zur Pointe. Köster geht so weit, dass sie sie als Verwandten des Humors bezeichnet. Sie spürt dem theologischen Potential des Humors nach und vergräbt sich in diesem Kontext auch in der historischen Spurensuche. Mit dem Blick auf das Osterlachen schreibt sie vom "Humor als Metapher der Lust". Im Rückblick auf Harvey Cox schreibt sie vom "Gelächter der Hoffnung". Immer wieder dokumentiert sie die Kluft zwischen Lebenswirklichkeit und Lebensmöglichkeit. Und den Humor stellt sie immer wieder als Möglichkeitsraum vor. Einerseits gibt sie sich überzeugt: "Humor zu haben, bedeutet, das Komische, Inkongruente, Nichtstimmige und Danebenliegende erkennen zu können und zwar auch an sich selbst." An einer anderen Stelle heißt es: "Über sich selbst lachen zu können, hat seinen Ermöglichungsgrund in der Gnade Gottes, aus der ein gläubiger Mensch Weltabstand gewinnt."
Was man der Arbeit "Wir können auch anders" wünscht, ist nicht nur, dass es in der kirchlichen Arbeit seinen Niederschlag findet und der Humor weiter geöffnete Türen vorfindet in den christlichen Kirchen. Vor allem wünscht man der Arbeit "Wir können auch anders", dass die tiefgründigen Aussagen dieser theologischen Arbeit Theologen und Philosophen zum Weiterdenken anregt.
Christoph Müller