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Wir Alten

Karikatur & Cartoon Museum Basel (Hrsg.)

Wir Alten Cartoons & Zitate zum Überleben

Christoph Merian Verlag, Basel 2008

ISBN 978-3-85616-407-2

75 Seiten

 

 

Mit einem ungewöhnlichen Projekt hat das Karikatur & Cartoon Museum Basel auf sich aufmerksam gemacht. Sie haben die Tatsache ernst genommen, dass Menschen alt werden auch die Cartoonisten und Karikaturisten. Deshalb haben sie die alternden Künstler ermuntert, mit dem Bleistift ihren Blick auf das Alter zu schärfen. Und es sind Bilder zustande gekommen, die begeistern. So zeigt ein Bild einen alternden Mann mit Glatze, der seine ebenfalls alternde und körperlich unförmiger werdende Partnerin auf seinen Oberarm tätowiert hat. Ein anderes Bild zeigt, wie ein altes Ehepaar den Kinderwagen schiebt und einem Nachbarn gegenüber äussert: Das beste Alter für Kinder! Wir müssen sowieso nachts 5-mal aufstehen! Oder ein altes Ehepaar liegt im Ehebett in freudiger Erwartung eines Geschlechtsverkehr, als die Ehefrau dem Mann gegenüber sagt: Gleitcreme? Du hast dir die Haftcreme für meine Dritten eingerieben!!! Oder der von Rückenschmerzen geplagte alte Mann, der auf der Straße der Domina / der Prostituierten begegnet, die ihm entgegentönt: Komm schon, Opa! Wenn schon Schmerzen, dann wenigstens mit Spass !

Was die Karikaturen des Buchs Wir Alten! auszeichnet, ist der erfrischende und unverkrampfte Blick auf die grauen Jahre eines Lebens. Die Künstler greifen das Alltägliche auf und bringen es auf sympathische Weise auf den Punkt. Zuspitzend sind auch die Zitate zum Alter, die sich auf den 95 Seiten des Buchs Wir Alten! finden. So wird an John Knittel erinnert, der formuliert hat: Alt ist man dann, wenn man an der Vergangenheit mehr Freude als an der Zukunft hat. Albert Schweitzer hat mit großer Weisheit geschrieben: Mit zwanzig Jahren hat jeder das Gesicht, das Gott ihm gegeben hat, mit vierzig das Gesicht, das ihm das Leben gegeben hat, und mit sechzig das Gesicht, das er verdient. Oder ein anonymer Autor soll zugespitzt haben: Alt werden ist mit Verlusten verbunden. Man verliert nicht nur seine Haare und seine Zähne, sondern auch seine Illusionen.

Das Buch Wir Alten! erlaubt einen abwechslungsreichen und erfrischenden Blick auf das Alter, ohne Ernsthaftigkeit vermissen zu lassen. Es macht Rückgriffe auf das praktische Leben und spitzt zu, was jeder aus seinem eigenen Alltag kennt. Und dies ist gut.

Christoph Müller